Review Ukulele aus dem „lohnt sich“ Discounter
Hallo Leute!
Falls Ihr Euch auch schon mal gefragt habt, wer diesen „Schrott“ von dem Wühltischen der Lebensmitteldiscounter eigentlich immer kauft, ich bin scheinbar der Antwort etwas näher gekommen.
Kurz vor den Feiertagen habe ich noch mal ins Getümmel stürzen „dürfen“, der Discounter nahe der Schweizer Grenze lohnt sich ganz bestimmt – die Frage wird jetzt sein: Lohnt sich der Impulskauf für 14,99 Euro wirklich?
Unboxing
Ganz frisch von heute, ungeplant und quasi aus versehen gekauft. Aber wenn das Teil schon mal da ist, können wir es ja auch aufmachen.
Dünner Karton, notdürftig in dünnes Papier eingehüllt, aber klar – was will man für den Preis auch erwarten. Positiv fällt hier auf: Alles Papier/Pappe, nichts nochmal irgendwie in Plastik eingewickelt. Also, schnell weg mit dem Brotpapier und wissen, was sich darin versteckt:
Darin ist – klar – die Ukulele, ein Plektrum, ein Beipackzettel in dem steht das man das Ding nicht essen oder als Kerzenständer (das zweite steht WIRKLICH drin), wie man es wieder fachgerecht entsorgt und als ganz besonderes Highlight: Es darf nur für private Zwecke verwendet werden. Also weder auf die Bühne damit, noch als Schaufensterdeko verwenden – hmm…
Auch mit dabei ist ein dünnes Heftchen, welches als „Lehrbuch“ bezeichnet wird, für die ersten Schritte. Also wie stimme ich die Ukulele, wie werden die Saiten gewechselt, Haltung, etc.. Finde ich gar nicht so schlecht, denn viele der potentiellen Empfänger und Empfängerinnen solcher Instrumente werden damit vorher wohl noch nie etwas zu tun gehabt haben. Es wird übrigens alles in Noten notiert, Tabs sucht man vergebens, eine Übersicht über Akkorde findet sich aber im Anhang.
Das Instrument
Die Ukulele besteht aus Birkensperrholz, die Verarbeitung ist so lala (14,99 eben), aber keine scharfen Bünde oder sonstige Ecken, an denen man sich verletzten könnte. Auch schon mal nicht schlecht.
Die Bünde und das Griffbrett haben seitlich ein wenig Farbe abbekommen, das müsste vermutlich auch für den Preis nicht so unbedingt sein. Das kann man auch auf dem Foto recht gut sehen.
Etwas verstaubt ist sie und die Löcher in der Brücke sind gar nicht versäubert. Klar, so etwas kostet Zeit, aber wenn es nicht gemacht wird, sieht es halt auch nicht so schön aus.
Nicht so schön ist auch die Sattelanpassung auf den Hals, das sieht ein wenig wie am Küchentisch gemacht aus. Der Sattel selbst ist aber schön verrundet und gut gekerbt. Die Nylon Saiten laufen ohne zu hakeln durch.
Die vier Mechaniken sehen auf den ersten Blick für den Preis auf jeden Fall angemessen aus. Sie laufen alle gleichmäßig und ohne großen Kraftaufwand.
Der Halsfuß ist nicht optimal verarbeitet worden, auf der Rückseite ist bei der Lackierung die Verarbeitung auch etwas suboptimal.
Erste Schritte
Dann wollen wir mal. Zuerst müssen wir das Instrument stimmen. Daran dürften jetzt wohl bereits die allermeisten Käufer scheitern. Es ist zwar in der Anleitung beschrieben, aber jemand der vielleicht noch nie ein Instrument in der Hand gehabt hat, weiß ja nicht wie ein G klingen soll. Ein Stimmgerät hätte zwar den Preis nach oben getrieben (und hätte mich vermutlich auch vom Kauf abgehalten), würde aber jemand der damit den Einstieg in die Musik machen möchte, enorm helfen.
Das Stimmen dauert gefühlt ewig, das liegt vielleicht auch etwas daran, das die Saiten von der Länge durchaus etwas großzügig bemessen sind, wie an den vielen Windungen zu sehen ist und es eine Weile dauert, bis sich das gesetzt hat…
Aber so stimmen nach dem Stimmen auch nur die Leersaiten, die Ukulele ist weder oktavrein – was beim typischen Einsatz nur mit Akkorden ja eigentlich auch egal ist – noch bundrein. Gerade letzteres ist schon etwas doof, da bereits im ersten Bund der nächste Ton bereits einige Cent daneben ist.
Spielgefühl
Spielen lässt sich die Ukulele eigentlich recht gut, der Klang ist halt eine Zigarrenkiste, aber der bekannte – und auch durchaus gewünschte – Klang kommt rüber. Durch die Bundunreinheit hat man auch bei richtigen Griffen immer ein leichtes „daneben“ Gefühl, was sehr schade ist. Rein technisch wäre die Discounter Ukulele sonst schon eine denkbare Wahl, um mit diesem Instrument den Einstieg zu wagen. Alleine schon weil man sich nicht die Finger an scharfen Bundstäben aufreisst, was ganz sicher den einen oder die andere davon abhält, weiter zu machen.
Fazit
Jetzt wird der eine oder die andere sicher sagen „was will man denn für das Geld überhaupt erwarten“, und das noch nicht mal zu unrecht. Ich habe ja eigentlich auch nichts erwartet. Halt! Doch, eines – das man das Teil einigermaßen spielen kann. Natürlich kann man das Teil als Deko verwenden oder an den Strand mitnehmen und nach reichlichem Konsum von alkoholischen Getränken fällt es vermutlich auch gar niemand auf, wenn das Instrument schräg klingt, aber uns hat es doch damals™ am Lagerfeuer mit „richtigen“ Instrumenten auch mehr Spaß gemacht, als mit irgendwelchen „Gurken“ die vermutlich auch danach nicht selten in genau das Lagerfeuer geworfen wurden. Und damit das nicht wieder passiert, lautet auch mein Fazit hier: Finger weg!
Viele Grüße vom Bodensee
Klaus