Review Basstop Marshall MB 450 H
Hallo Leute!
In der guten alten Jugendzeit (also zumindest in meiner ;)) war die Marshallwand der Gitarristen auf der Bühne, bei MTV und auch sonstwo das Nonplusultra, die Marke hat sich durch die unzählige Videopräsenz sogar bei der MP3 Generation manifestiert, wie man an z. B. an den Marshall Kopfhörern überall sehen kann. Aber Marshall war nie so wirklich die allererste Wahl für uns Tieftöner, wobei sie in den 70igern schon wesentlich mehr Präsenz bei den Bassern hatten als in den folgenden Jahren. Da sind wir dann ja mehr auf Ampeg oder später Trace Elliot abgefahren. In der jüngeren Vergangenheit ist es wohl schon so, das bei dem einen oder anderen sind Marshall Bass Verstärker sogar komplett an der Wahrnehmung vorbei gegangen sind und Marshall ist ja sogar selbst inzwischen aus dieser Sparte ausgestiegen. Eigentlich zu unrecht, Bass konnten sie schon auch ganz gut.
Heute soll es um das Topteil MB 450 H gehen. Wie der Name schon vermuten lässt, hat das gute Stück satte 450 Transistor Watt und das auch noch an 2 Ohm. Das ist in einer Leistungsklasse die mit Sicherheit auch noch für große Bühnen mehr als genug Dampf bietet. Er hat eine Hybrid Vorstufe mit einer ECC 83 Röhre und bietet dadurch mit „Modern“, „Classic“ und dem Mix aus beidem gleich 3 Soundvarianten in der Vorstufe. Das ganze ist auch bequem mit einem Fußschalter bedienbar. Je nach Vorlieben könnte man auch den zweiten Kanal abdrehen und hätte so eine Mute-Möglichkeit. Die fehlt dem Amp nämlich sonst wirklich. Über das von Marshall gewählte Design kann man streiten, so richtig schick findet es aber vermutlich niemand. Durch den einfachen Aufbau ist aber dem optischem Tuning keine Grenze gesetzt, was vielfach auch gemacht wird, weil z. B. die Schriftzüge meistens beschädigt sind oder sogar ganz fehlen.
Die Leistung schreit geradezu nach genügend Membranfläche, mit im Angebot hatte Marshall damals eine 4 x 10 und eine 1 x 15 Box. Selbst nenne ich 2 x die 410 mein eigen und muss sagen, mit 8 x 10 macht das gute Stück erst so richtig SBass – und je nach Wohnsitutation und Stellung des Mastervolume schreien vielleicht bei den einen oder anderen auch die Nachbarn 😉
Über fehlende Leistung braucht man sich also eher keine Sorgen machen. Falls man es dann doch zu sehr übertreibt hat der Amp eine Limiterschaltung zum Schutz vor Endstufen-Clipping. Oft versucht, nie selbst geschafft. Der Amp verfügt über 2 kombinierte Lautsprecheranschlüsse für Klinke und Speacon, dadurch ist man bei der Boxenauswahl durchaus flexibel, je nachdem was z. B. im Proberaum steht.
Weitere Anschlussmöglichkeiten sind ein serieller Effektweg, ein CD Eingang und ein Kopfhöreranschluß (habe ich noch nie benutzt, der Bass muss ja richtig drücken) sowie ein XLR Out. Was fehlt ist die Möglichkeit eine andere Vorstufe oder eine zusätzliche Endstufe für noch mehr Power anzuschließen, aber im großen und ganzen sind die Anschlußmöglichkeiten ausreichend bemessen. Der Amp hat nur einen Eingang für das Instrument, dieser ist aber umschaltbar von passiv auf aktiv.
An das Innenleben kommt man recht einfach ran, es sind nur ein paar Schrauben an dem Gehäuse zu lösen, dann kann man das komplette Chassis rausnehmen. Drinnen geht es ebenfalls sehr aufgeräumt zu. Mit der verbauten Technik sollte jeder halbwegs gute Techniker auch noch in einigen Jahren bei möglichen Defekten für schnelle Heilung sorgen können.
Wer Class D Verstärker gewöhnt ist, sollte vorsichtig an dem Griff oben ziehen, der Marshall bringt etwa 15 kg auf die Waage. Die Boxen sind noch schwerer und haben leider keine Rollen.
Auch die Boxen haben beide Anschlußmöglichkeiten, das Horn bei den 410ern ist schaltbar. Die Belastbarkeit mit 600 Watt RMS sollte reichen.
Praktisches Detail: In den Boxen sind oben Mulden zum sicheren Abstellen der 2ten Box und darüber des Amps. Der Turm steht dadurch also sicher und versehentliches verrutschen kann so vermieden werden.
Für die „Modern“ Abteilung ist ein zuschaltbarer Compressor eingebaut und eine aktiver Klangregelung, semiparametrischen Mitten, der „Classic“ Röhrenkanal bietet einen Passiv-EQ mit drei schaltbaren Voicings. Die Regelmöglichkeiten sind also insgesamt eher übersichtlich, aber noch ok. Beim Röhrenkanal finde ich persönlich die Vocings-Möglichkeiten nicht so den Brüller, wobei für meine Ohren generell der Transistor Kanal flexibler ist und besser klingt – ja, jetzt könnt ihr gerne Röhren, äh Steine nach mir werfen.
Der Marshall hat zwar schn so seinen Grundsound, bietet aber trotzdem eine ordentliche Bandbreite. Er lässt sich mit den unterschiedlichsten Bässen bespielen und kann wirklich problemlos von Jazz bis Metal eingesetzt werden, wer also das Gewicht und den Platzbedarf nicht scheut, findet hier durchaus eine Möglichkeit, einen Poweramp mit vielen Möglichkeiten für einen günstigen Kurs zu holen.
Viele Grüße vom Bodensee
Klaus